Baulicher Bestand und Nutzung
Im Norden des Plangebietes (Flurstücke 8540 und 9398, teilweise auf den Flächen der P+R-Anlage) befindet sich derzeit eine öffentlich-rechtliche Unterbringung in zwei- bis dreigeschossiger Modulbauweise, die als Wohnunterkunft für 256 Geflüchtete dient. Zwischen der Unterkunft und der aktuell durch die AKN bedienten Haltestelle Schnelsen befindet sich ein P+R-Parkplatz, eine Bike + Ride-Anlage (Fahrradabstellanlage) sowie eine StadtRAD-Station (Mietradangebot). Die Flächen der P+R-Anlage, der B+R-Anlage und der Wohnunterkunft für Geflüchtete befinden sich im Eigentum der Stadt Hamburg.
Die nördlich an die stadteigenen Flächen angrenzenden Flurstücke 6056 und 8020 werden gewerblich genutzt, neben einer Lagerhalle befindet sich hier der Lagerplatz eines Schrotthändlers. Ein Teilbereich des Flurstücks 7023, sowie die Flurstücke 1449, 8768, 8770, 8771 und 9402 bilden die im Plangebiet gelegenen Bahnanlagen, bestehend aus Gleiskörper und Bahnsteig der Haltestelle Schnelsen. Das Flurstück 8772 verfügt über Baumbestand und ist als Straßenbegleitgrün ein Bestandteil der Straßenverkehrsflächen an der Kreuzung Pinneberger Straße / Süntelstraße. An der Süntelstraße, westlich der AKN-Trasse, liegt ein städtisches Grundstück (Flurstück 8769) brach.
Die Wohngrundstücke südlich der Pinneberger Straße, nördlich der Süntelstraße und beidseitig des Egenbüttler Wegs sind überwiegend mit Einfamilienhäusern bebaut, auch Doppel- und Reihenhäuser sind vorzufinden. Auf den westlichen Grundstücken südlich der Pinneberger Straße ist teilweise eine dem Wohnen untergeordnete gewerbliche Nutzung vorhanden. Die 1- bis 2-geschossigen Gebäude ordnen sich überwiegend giebelständig entlang der Straßen an. Viele Grundstücke verfügen aufgrund ihrer Tiefe über großzügige rückwärtige Gärten mit Rasenflächen sowie Baum- und Strauchbestand. Stellplätze befinden sich meist auf den Grundstücken, an der Pinneberger Straße teilweise in den Vorgärten.
Im südwestlichen Bereich des Plangebiets liegen gewerblich genutzte Grundstücke. Auf dem Flurstück 8423, direkt angrenzend an die Wohngrundstücke, befinden sich ein Kfz-Handelsbetrieb mit Werkstatt und Verkaufsraum sowie ein Wohnhaus auf dem Flurstück 8422. Direkt an der Straße, auf dem Flurstück 3241 steht ein kleines Wohnhaus. Westlich angrenzend an den Autohandel liegt das stadteigene Flurstück 1468, welches lange Zeit als Stellplatzanlage für das gegenüberliegende Albertinen-Krankenhaus notwendig war. Durch den Neubau eines Parkhauses ist der Stellplatzbedarf des Krankenhauses inzwischen gedeckt, zurzeit ist das Grundstück noch als gebührenpflichtige Stellplatzanlage an einen privaten Betreiber verpachtet.
Auf den Flurstücken 1469, 1470 und 1472 sind mehrere Betriebe ansässig. Es handelt sich um einen Galvanik- und Apparatebaubetrieb, einen Betrieb für Umwelttechnik, eine Autolackiererei, eine Abbruchfirma und ein Rohbauunternehmen. Im vorderen Grundstücksbereich des Flurstücks 1472 ist der Galvanikbetrieb angesiedelt, mit einem älteren Wohngebäude (Nr. 30) sowie seitlich und rückwärtig daran angebauten 1-geschossigen Betriebsgebäuden. Teilweise erwecken die Betriebsgebäude den Eindruck von Behelfsbauten. Das 1-geschossige Gebäude mit der Hausnummer 30a sowie der rückwärtig daran anschließende Hofbereich mit einer Lackierhalle wird von einer Autolackiererei genutzt. Das Flurstück 1470, tief im Blockinneren gelegen, dient im Wesentlichen der Umwelttechnikfirma sowie den Bau- und Abbruchunternehmen als Lagerfläche für Großgeräte, Material, Container sowie als Abstellplatz für die firmeneigenen LKW. An der westlichen Grundstücksgrenze sind Bürocontainer aufgestellt. Die Zufahrt und der Wendekreis werden von den Firmen gemeinsam genutzt. In dem vorderen Bereich des Flurstücks 1469 befinden sich zwei Einfamilienhäuser sowie rückwärtig ein 1-geschossiges Gebäude, welches durch die Abbruchfirma genutzt wird.
Verkehr
Die Süntelstraße ist eine zweispurige Bezirksstraße, die Pinneberger Straße ist eine zweispurige Hauptverkehrsstraße. Beide Straßen kreuzen die AKN-Trasse höhengleich mit beschrankten Bahnübergängen. Entlang der Pinneberger Straße befinden sich beidseitig begleitende Fuß- und Radwege in beide Richtungen. Der Radweg auf der nördlichen Straßenseite in Richtung Westen endet auf Höhe des Egenbüttler Wegs. Der Fußweg ist auf beiden Seiten durchgängig. Das bislang geltende Planrecht setzt in Teilbereichen eine Verbreiterung der Straßenverkehrsfläche zu Lasten der südlich angrenzenden Grundstücke fest.
Entlang der Südseite der Süntelstraße führt ein ca. 1,50 m breiter Gehweg mit einem ca. 1,25 m breiten Sicherheitsstreifen. An der Nordseite ist ein sehr schmaler Gehweg nur rudimentär vorhanden. Vor den Gewerbegrundstücken ist der Gehweg nur als schmaler Schotterstreifen vorhanden und wird teilweise durch parkende Fahrzeuge genutzt. Ein Radweg ist an der Süntelstraße nicht vorhanden.
Der Egenbüttler Weg besitzt den Charakter einer Wohnstraße, die Fahrbahnbreite beträgt 6,10 m, beidseitig sind 1,70 bzw. 2,20 m breite Gehwege vorhanden. An der Ostseite der Straße wird auf der Fahrbahn geparkt.
Die Rad- und Gehwege im Plangebiet sind nicht ausreichend dimensioniert.
Soziale Infrastruktur / Bildung / Sport / Freizeit
An der Pinneberger Straße 72 liegt in direkter Nähe zum Plangebiet eine Kindertagesstätte. Weitere Kitas befinden sich östlich der Holsteiner Chaussee und im Umkreis der Frohmestraße. Eine neue Kita des Albertinen-Krankenhauses befindet sich südlich der Süntelstraße. Die nächstgelegene Grundschule, die Schule Frohmestraße liegt 1,3 km entfernt. Als Stadtteilschule steht die Julius-Leber-Schule in etwa 1 km Entfernung vom Plangebiet zur Verfügung. Beide Schnelsener Schulen verfügen über Sporthallen und Sportplätze. Im Ortszentrum, in der Wählingsallee befindet sich das Freizeitzentrum Schnelsen. Die nächstgelegenen Gymnasien liegen in Niendorf und Eidelstedt. Das Albertinen-Krankenhaus liegt direkt südlich des Plangebiets. An der Holsteiner Chaussee und etwa 1,1 km nördlich des Plangebietes ist ein neuer Schulcampus in Planung.
Nahversorgung
Alle Güter des täglichen bzw. wöchentlichen Bedarfs und auch darüber hinaus, sind in den Geschäften im Ortszentrum an der Frohmestraße (ca. 1,3 km) erhältlich. Direkt östlich des Plangebiets, an der Pinneberger Straße ist ein Discount-Markt vorhanden.
Naturräumliche Gliederung / Geologie und Boden
Naturräumlich ist das Gebiet der Pinneberger-Schnelsener Geest zuzuordnen und war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitgehend gehölzfrei. Der nordwestlich an das Plangebiet anschließende Grünraum „Winzeldorfer Moorflagen“ ist Teil des übergeordneten Landschaftsgürtels und gehörte zu einem Moorgebiet, welches durch kleinteiligen, aber intensiven Torfstich geprägt war.
Das Plangebiet ist weitgehend eben und fällt von Südosten nach Nordwesten leicht ab. Die Geländehöhen bewegen sich zwischen +17,5 m über NHN an der Süntelstraße und etwa +15,3 m über NHN im Norden an der Pinneberger Straße.
In der Vergangenheit sind mehrere Baugrundbohrungen am Rand des Plangebiets durchgeführt worden. Die Bohrergebnisse lassen darauf schließen, dass im Plangebiet mit sandigen und schluffigen Böden zu rechnen ist, wobei davon auszugehen ist, dass der Baugrund flächendeckend von schluffigen Bodenschichten durchzogen ist (vgl. Oberflächenentwässerungskonzept).
Die Entwicklung der etwa letzten 80 Jahre führte zu einer teilweise sehr starken Beeinträchtigung und dem damit verbundenen Verlust der Funktionen des Schutzgutes Boden. Davon sind insbesondere die Gewerbeflächen im westlichen Bereich des Plangebiets und der Bereich nördlich der Pinneberger Straße betroffen. Diese Gebiete weisen tiefgründig gestörte Böden auf. Der Versiegelungsgrad des Bodens liegt bei 80-90 %. Der Teilbereich nördlich der Pinneberger Straße ist sogar zu fast 90-100 % versiegelt.
Etwa zwei Drittel des Plangebiets sind zu 50-60 % versiegelt. Dabei handelt es sich überwiegend um Wohnbauflächen, insbesondere Einfamilienhausbebauung mit Gärten südlich der Pinneberger Straße und nördlich der Süntelstraße sowie beiderseits des Egenbüttler Weges.
Wasser / Grundwasserhaushalt
Im nördlichen Bereich des Flurstücks 8540, am Rand des Spielplatzes der Flüchtlingsunterkunft, befindet sich ein Gewässer II. Ordnung. Richtung Osten führt eine Rohrleitung unter den Flurstücken 6056 und 8020 sowie unter der Bahnanlage hindurch. Ein weiterer verrohrter Graben verläuft am nördlichen Rand des Flurstücks 1470.
Der minimale Grundwasserflurabstand (Geoportal Hamburg, Jahr: 2018) liegt im Plangebiet zwischen 3,0 und 10,0 m unter Geländeoberkante, wobei sich im zentralen Bereich auch deutlichere Abstände bis zu 25 m unter Geländeoberkante einstellen können.
Das Versickerungspotenzial im Plangebiet wird gemäß der Versickerungspotenzialkarte des Geoportals (Bearbeitungsstand 26.03.2018) in dem überwiegenden Teil des Gebietes als eingeschränkt bis unwahrscheinlich eingestuft. Allerdings wird in der Fachkarte Wasser zum Landschaftsprogramm Hamburg (Stand November 2015) für die Bereiche der Einzel- bzw. Doppel-/Reihenhausbebauung die Erhaltung und Entwicklung des Versickerungspotenzials zum Schutz des Wasserhaushalts als Zielsetzung beschrieben.
Ein kleiner Teilbereich des Plangebiets liegt im Wasserschutzgebiet Eidelstedt/Stellingen (siehe Kapitel 3.2.6).
Klima / Lufthygiene
Auf Grundlage der Fachkarte Stadtklima zum Landschaftsprogramm Hamburg (Stand November 2015) besteht zwischen der Pinneberger Straße und der Süntelstraße aufgrund der aufgelockerten Bebauung eine überwiegende günstige bioklimatische Situation. Es liegt hier eine geringe bis mittlere bioklimatische Belastung vor. Der nördliche Teilbereich wird als verdichteter Siedlungsbereich mit einer mäßigen bis hohen bioklimatischen Belastung eingestuft, bei welchem eine hohe Empfindlichkeit gegenüber einer Nutzungsintensivierung vorliegt. Kaltluftschneisen oder Kaltluftbildungsflächen finden sich nicht im Plangebiet oder im unmittelbaren Umfeld des Plangebietes.
Tier- und Pflanzenwelt
Das Plangebiet weist ein relativ strukturreiches Gelände auf. Geschützte oder durch seltene Standortverhältnisse oder Pflanzengemeinschaften geprägte Biotope sind nicht vorhanden. Sowohl im Bereich der Wohngebiete als auch am Rand der Gewerbeflächen finden sich eine Vielzahl von Gehölzgruppen sowie Einzelgehölzen, die z.T. aufgrund ihres Alters und ihrer damit verbundenen Größe und Habitus prägnant sind. Die privaten Gärtenräume sind überwiegend durch Zier-, Obst- und Nadelbäume geprägt. Gebüschartige Strukturen finden sich insbesondere am Rand der vorhandenen Gewerbefläche im Westen. Die hier vorhandenen Gehölze sind vor allem nach artenschutzfachlicher Bewertung bedeutend für das Gebiet. Sowohl Baum- und Gebüschbrüter als auch Nischen- und Höhlenbrüter finden hier geeignete Fortpflanzungs-, Ruhestätten und Nahrungsangebote. Insgesamt wurden 10 Brutvogelarten im Gebiet festgestellt, von denen keine nach Roter Liste Hamburgs gefährdet ist. Mit einem Vorkommen von gefährdeten oder streng geschützten Arten ist jedoch zu rechnen.
Einige Bäume weisen Höhlungen auf und sind somit potentielle Sommerquartiere für Fledermäuse. Die im Plangebiet vorhandenen Gebäudestrukturen, mit Spalten und diversen Einflugmöglichkeiten v.a. auf den Gewerbeflächen, eignen sich ebenfalls als Fledermausquartiere. Laut Artenschutzfachlicher Potentialanalyse (Stand 03/2020) wurden keine besetzten Quartiere gefunden. Aufgrund der Gebäude- und Gehölzstrukturen ist jedoch mit einem Vorkommen zu rechnen.
Nach Analyse der Gehölzbewertung in Bezug auf Vitalität und Schädigungsgrad werden 71 % des vorhandenen Bestands als bedingt erhaltenswert und rund 15 % als nicht erhaltenswürdig eingestuft. Weitere 15 % der Bäume sind besonders erhaltenswürdig. Hierbei handelt es sich unter anderem um alte Rotbuchen, die auf den privaten Grundstücken in Reihe bzw. in Gruppen gepflanzt wurden.
Landschafts- und Stadtbild
Das Plangebiet ist durch ein sehr heterogenes Landschafts- und Stadtbild gekennzeichnet. Stark versiegelte gewerblich genutzte Flächen mit wenigen Grünstrukturen wechseln sich mit Wohnbebauung mit stark prägenden Grünstrukturen und mit teilweise altem Baumbestand in den hinteren Gärten ab. In allen drei Straßen fällt auf, dass Straßenbäume fehlen. Daher wirken die Straßenräume eher unwirtlich und stark durch die Belange des Kfz-Verkehrs geprägt. Die Vorgärten sind mit Zäunen und Hecken abgegrenzt; die offene Bebauung weist maximal zwei Vollgeschosse auf. Westlich des Bahnhofs, im Bereich der P+R-Anlage und der Modulbausiedlung weist das Stadt- und Landschaftsbild kaum Qualitäten auf, nördlich grenzt hier ein Schrottplatz an.
Leitungen und Netzstation
Unter dem Flurstück 1472 verlaufen Mittelspannungsleitungen (1 kV und 10 kV) zu einer oberirdischen Netzstation.
Umgebung des Plangebiets
Das Umfeld ist im Norden durch Gewerbebetriebe geprägt, auf dem Flurstück 6780 befindet sich eine Moschee. Nordöstlich der AKN-Trasse sind weitere Gewerbebetriebe und ein Discounter mit Stellplatzanlage angesiedelt. Für den Bereich südöstlich des Plangebiets gilt der Bebauungsplan Schnelsen 86, der die Voraussetzungen für den Bau von ca. 300-350 neuen Wohnungen zu schafft. Es wurde eine 3- bzw. 4-geschossige Bebauung, zumeist in geschlossener Bauweise festgesetzt, die ersten Gebäude sind bereits fertiggestellt. Südlich der Süntelstraße befindet sich der Gebäudekomplex des Albertinen-Krankenhauses umgeben von Einfamilienhausbebauung. Westlich des Plangebiets liegt ein Quartier mit Geschosswohnungsbauten aus den 1990er Jahren, sowie einigen Einfamilienhäusern. In nördlicher Richtung schließt an die Wohnungsbauten ein kleiner Wald mit Spazierweg an, der bis an die Pinneberger Straße heran reicht.